Montag, 25. Juli 2011

In Norwegen

Es faellt ein bisschen schwer, jetzt locker ueber wunderschoene Eindruecke einer Radtour zu schreiben nach dem, was in diesem Land am Freitag passiert ist. An genau diesem Tag bin ich ueber die Grenze von Schweden nach Norwegen gefahren und am Abend sickerten auf dem Campingplatz in Mo i Rana die ersten Geruechte ueber ein Attentat in Oslo durch. Mehr habe ich zunaechst nicht erfahren, am Samstagmorgen wunderte ich mich dann ueber menschenleere Einkaufcenter und Strassen. Ich dachte zunaechst, ich haette einen Feiertag verpasst. Ein Mann, mit dem ich im Supermarkt ins Gespraech kam, brach in Traenen aus, als er mir versuchte zu erklaeren, was passiert ist. Auch hier, ueber 1.000 Kilometer von Oslo entfernt, stehen die Menschen buchstaeblich unter Schock und die Stimmung erscheint mir noch immer gedaempft.

Nicht gern gesehen
Trotzdem hier ein paar aktuelle Informationen zum Fortschritt meiner Tour. Ich komme weiterhin sehr gut voran. Quasi mit der Ueberquerung der "Riksgräns" habe ich den 2000. Kilometer der Tour absolviert. Die Etappen ueber die Berge von Schweden nach Norwegen waren die bisher landschaftlich schoensten - wenn auch anstrengendsten - und die Fjordkueste der Region "Helgeland", die ich am Samstag erreicht habe, ist wirklich spektakulaer. Man fuehlt sich mit seinem Fahrrad ziemlich klein vor diesen riesigen Berghaengen. Auf einer der vielen Faehrpassagen, die man nehmen muss, habe ich inzwischen den Polarkreis (66,33. Breitengrad) ueberquert. Im Vergleich zu Schweden ist die Landschaft sehr viel abwechslungsreicher, aber auch schwieriger mit dem Rad zu bewaeltigen. Steigungen von 10 % und mehr sind keine Seltenheit, oft auf mehreren Kilometern.

Teilweise haben die Norweger diese Steigungen durch Tunnel abgekuerzt, die man hier auch als Radfahrer nutzt und nutzen muss, da die alten Passstrassen nicht mehr existieren. Da ich vorher wusste, was mich erwartet, habe ich mein Rad mit einem zusaetzlichem roten Blinklicht und mich selbst mit einer Warnweste ausgeruestet. Es ist trotzdem alles andere als angenehm, in den bis zu fuenf Kilometer langen Roehren zu fahren, da der Verkehr extrem laut ist, der Untergrund immer nass, sehr kalt und zum Teil neblig. Zudem braucht man einfach laenger als mit dem Auto fuer die Durchfahrt, gerade wenn es im Tunnel noch bergauf geht. Ich bin jedesmal wieder froh, wenn ich dann das sprichwoertliche "Licht am Ende des Tunnels" sehe. 
Zelt am Fjord. Es ist ca. 23 Uhr.
Zeitweise konnte ich wieder mit Begleitung radeln, zusammen mit Micheal, einem Ur-Hamburger, der professionelle Dia-Vorfuehrungen produziert, und deshalb hier fotografiert. Das sehr wechselhafte Wetter macht ihm seine Aufgabe schwer.

Heute Abend noch werde ich auf die Lofoten uebersetzen und dort meine Fahrt ueber die Vesterålen in Richtung Tromsø fortsetzen. Wenn es weiterhin so gut laeuft und ich ohne Pannen oder extremes Schlechtwetter durchkomme, kann ich damit rechnen, ungefaehr in zwei Wochen am Nordkap anzukommen.

An dieser Stelle einmal vielen Dank fuer alle Kommentare und guten Wuensche, die mich erreichen. Ich freue mich jedes Mal darueber!

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