Montag, 15. August 2011

Heimwärts

Zelt und Rad im Nordkap-Nebel
Nach den Strapazen der Anfahrt verbrachte ich ca. 30 Stunden am Nordkap und damit weit mehr Zeit als der typische Reisebustourist, der nach einem Streifzug durch den Souvenirshop wieder eingeladen und weggekarrt wird. In der Tat hat das Besucherzentrum am Nordkap einiges Interessantes zu bieten, unter anderem verschiedene kleine Museen und ein Restaurant mit schönem Ausblick auf die Weltkugel, die alle paar Minuten im Nebel verschwindet und dann plötzlich wieder im gleißenden Sonnenlicht dasteht, das durch die Wolken bricht. Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass die Nacht, die ich am Nordkap verbracht habe, zu den weniger schönen gehörte, denn obwohl ich mein Zelt in einer Kuhle zwischen Parkplatz und Straße windgeschützt aufgebaut hatte, wurde es bei Temperaturen kanpp über 0 Grad doch recht ungemütlich. Bis zur Öffnung des Besucherzentrums um 11 Uhr morgens musste ich aushalten.

Am Polarkreis bei Rovaniemi
Um 1 Uhr der folgenden Nacht verabschiedete ich mich dann vom Nordkap und bestieg samt Rad einen Linienbus, der mich nach Rovaniemi in Finnland brachte. Nach 16 Stunden erreichte ich die Stadt am Polarkreis. In Norwegen hatte ich ein Ehepaar aus Rovaniemi kennengelernt, die mich mit den Worten verabschiedet hatten "Wenn Du nach Rovaniemi kommst, machen wir Dir eine gute Sauna". Das Versprechen hielten sie und als ich ihr Haus am Ufer des Flusses Kemijoki betrat, lief der Holzofen schon auf vollen Touren. Ein Bett, Verpflegung, eine Rundfahrt durch die Stadt und zum Weihnachtsmanndorf am Polarkreis sowie sehr nette Unterhaltung gab es noch dazu.

In Rovaniemi bestieg ich am Folgetag einen Nachtzug nach Tampere und von dort einen Bus nach Jyväskylä in Südfinnland. Ich wollte Finnland nicht verlassen, ohne auch in diesem Land noch ein paar Tage mit dem Fahrrad zu fahren und man hatte mir - zu Recht - die Strecke von Jyväskylä nach Helsinki für dieses Vorhaben empfohlen. Während der Zugfahrt in Richtung Süden wurde ich zum ersten Mal nach über vier Wochen mit einem Phänomen konfrontiert, das ich in dieser Zeit kaum vermisst hatte: Es wurde wieder dunkel, wenn auch nur für kurze Zeit.

Einfahrt in Travemünde
Nach der Durchfahrt der wunderschönen Seenlandschaft und Stopps in Sysmä und Lahti erreichte ich drei Tage später die finnische Hauptstadt Helsinki. Hier ließ ich das Rad auf dem Hof hinter dem Hostel stehen und erkundete die Stadt zu Fuß sowie die Festungsinsel Suomenlinna mit dem Schiff. Am 12. August bestieg ich die Finnlines-Fähre von Helsinki nach Travemünde, die Überfahrt dauerte 28 Stunden. Nach der Ankunft verbrachte ich die Nacht bei Freunden in Bad Schwartau, um dann, etwas wehmütig, genau sechs Wochen nach dem Start die letzte Etappe meiner Tour zurück nach Hamburg anzutreten. Die deutschen Schlaglochpisten hatten mich wieder und es regnete durchgängig, aber die Aussicht auf die erste Nacht wieder in meiner eigenen Wohnung und eine warme Dusche entschädigten mich mehr als ausreichend.

Eben noch auf den Lofoten,
jetzt (nur noch) in der Lofotenstraße
in Hamburg
19 Stunden im Bus, 9 Stunden in der Bahn, 28 Stunden auf der Fähre und 23 Stunden auf dem Fahrrad später, ingesamt 10 Tage nach meiner Ankuft im Nordkap, war ich also wieder zu Hause. Man könnte mich fragen, warum ich nicht den Bus zum nächsten Flughafen genommen und einen halben Tag später wieder Hamburger Boden unter den Füßen gehabt habe, aber das wäre für mich ein unwürdiger Abschluss dieser Tour gewesen. Ich habe jeden Moment auch der langen Rückreise genossen.          

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